Beauty-Challenge: Eine Woche ohne Make-up
Kleiner Rückblick auf meine Beauty-Vergangenheit: Ich glaube, seitdem ich ungefähr zwölf Jahre alt bin, benutze ich Make-up – da war allerdings nur Mascara angesagt. Irgendwann später hat meine Oma mir einen Pickelstift samt Abdeckungsfunktion geschenkt. Auch allein, weil meine Schwester sechs Jahre älter ist und eine Vorbildfunktion hat, kam ich schon früh mit Kosmetik in Berührung.
Was ich von diesem Beauty-Experiment erwarte? Um ehrlich zu sein sehr viel. In erster Linie erhoffe ich mir ein enormes Freiheitsgefühl und eine Optimierung meines täglichen Zeitaufwands, denn Zeit investiere ich in meine tägliche Make-up-Routine, auch wenn es nur 10 bis 15 Minuten sind. Auch der morgendliche Stressfaktor wird hoffentlich gemindert. Ich bin mir sehr sicher, dass es mich viel Mut kosten wird, auch ungeschminkt zur Arbeit oder am kommenden Wochenende zum Geburtstag einer Freundin zu gehen. Da ich oft Make-up als perfekt sitzende Fassade ansehe, wenn meine (Arschloch-)Haut mal wieder verrücktspielt und ich mich damit unwohl fühle. Daher ist dies nicht nur ein Experiment für einen #TeamTries-Beitrag, in erster Linie ist es eine persönliche Challenge für mich!
Tag 1
Morgens beim Aufstehen schlägt die Erinnerung an das, was die nächste Woche folgt, ein, wie der morgendliche Koffeinflash meines Cappuccinos: „Ach Mist, heute musst du ja ungeschminkt zur Arbeit gehen und generell die GANZE Woche!" Es ist schon so alltäglich geworden, nach dem Duschen automatisch zu meiner Foundation zu greifen. Finger weg! Nun folgen einige meiner Gedanken, während ich vor dem Spiegel stehe: „Ach ja, der neue Lippenstift, den ich am Freitag ergattern konnte. Ob ich den heute mal teste? Ach nee, geht ja nicht! Oh man, oder ein wenig diese fiesen roten Flecken meiner sensiblen Haut abdecken. Merkt doch sicher kein Mensch. Nein! Du bleibst hart und standhaft, Marleen. Das wird jetzt durchzogen! Und schon am ersten Tag direkt aufgeben? – Neeeeee!" Also überlege ich mir einen Post-it auf den Spiegel zu kleben, damit ich meine Beauty Challenge nicht in einem verschlafenen Moment vergesse.
Dafür werden etwas die Augenbrauen gezupft und gebürstet. Bereits in der Bahn auf dem Weg zum Gloffice vergesse ich sogar schon, dass ich kein Make-up trage. Und siehe da, meine Mitmenschen interessiert es auch nicht die Bohne. Auch die Ernüchterung im Büro folgt: Niemand bemerkt mein ungeschminktes Selbst. Irgendwann fragt mich meine liebe Kollegin Diana: „Ach Mensch Leni, heute startet ja deine Versuchswoche. Hast du echt gar nichts drauf?" – Nööö. „Krass, sieht man gar nicht!" – Ernsthaft jetzt? :)
Tag 2
Meine morgendliche Routine vor der Arbeit beginnt mit einem Latte macchiato samt Haferschlonze im gebäudeeigenen Café. Mir ist heute sehr bewusst, dass meine ungeschminkte Haut in wunderschönstem Puderrot strahlt, da sie einfach sehr sensibel und empfindlich ist. Barista-Meisterin Cindy schaut mich irritiert an und fragt, was mit meiner Haut los ist. Autsch, ein Stich geht durch mein Beauty-Herz! Aus Langeweile und Trotz mache ich am Abend eine Instagram-Story meines ungeschminkten Daseins. Ich erhalte viele Nachrichten mit positivem Feedback, vor allem von Mädels, aber auch von der männlichen Fangemeinde. ;) Ich freue mich sehr, dass auch andere Mitmenschen das Statement zur #nomakeup-Devise begeistert und schlafe happy ein.
Tag 3
Heute steht Homeoffice an, denn ich fahre abends in die Heimat – dort wird es mir sicher leichtfallen, ohne Make-up auszukommen, oder? Ich packe aber vorsichtshalber meine Beauty-Utensilien ein – Frau weiß ja nie! Und richtig! Auf der Zugfahrt wittere ich, dass meine Haut einen Gegenangriff gegen mich vorbereitet.
Tag 4
Es folgt nun die Realität, die ich ahnte: Mein Zyklus ist diese Woche gegen mich. Und das bedeutet gleichzeitig: Meine Haut ist definitiv gegen mich, was mein Spiegelbild mir auch nicht verheimlicht: Heute ist ein richtig schöner Tag, um Pickel zu bekommen! Nicht! Am späten Nachmittag gehe auf den Geburtstag einer Freundin. Ich möchte am liebsten zu Hause bei meinen Eltern bleiben, aber das Essen ist dort einfach zu gut, um nicht zu gehen. Und in erster Linie möchte ich natürlich meine Freunde sehen! Darum ziehe ich mir kurzerhand ein Blumenkleid an, um mich einigermaßen aufgehübscht zu fühlen und los geht's! Jegliche (negativen) Kommentare oder Blicke spüre ich den gesamten Abend von niemanden. Daran merke ich mal wieder, dass dieses ganze Denken, wie schlimm ich doch aussehen muss, nur in meinem Kopf stattfindet!
Tag 5
Schande über mich, mein Haupt und generell. ABER ... ich bin heute so verpickelt, dass es schon nicht mehr feierlich ist. UND ... ich gehe morgens mit meinem Freund und seiner Familie frühstücken. Zu meiner weiteren Verteidigung: Ich lerne heute seine Mama persönlich kennen und da möchte ich eindeutig meinen „schönen Schein" wahren. Challenge failed, ich weiß!
Tag 6 und 7
Um meinen Epic Fail vom Vortag wiedergutzumachen, reiße ich mich die letzten zwei Tage zusammen und gehe ungeschminkt vor die Tür. Im Gloffice begegne ich meiner süßen Kollegin Tati: „Wow, du siehst aber heute fresh aus!" Ich gerate ins Stocken und glaube direkt, dass sie mich veräppeln möchte. Möchte sie aber nicht und meint es vollkommen ernst! Okay, ab diesem Moment ist nicht nur mein Tag gerettet, ich denke ernsthaft darüber nach, öfter ungeschminkt zur Arbeit zu gehen.
Am letzten Challenge-Tag bin ich abends mit meinem Freund im Kino verabredet. Ich bin kurz davor, Concealer aufzutragen, weil ich mich auf eine gewisse Art schäme, in DIESEM verpickelten Zustand rauszugehen – obwohl mein Freund die ungeschminkte Wahrheit ja schon kennt. :) Zum Glück drängt die Zeit, sodass ich keine Minute mehr habe, mich noch zu schminken. Mein Freund begrüßt mich mit den Worten: „Ist doch gar nicht schlimm ... oder sagen wir ... nicht schlimmer als sonst!" Wir müssen beide lachen! Die ostwestfälische Rationalität und Direktheit ist und bleibt mir einfach die liebste. Im Laufe des Abends vergesse ich meinen No-Make-up-Look und schlafe selig ein, ohne eine große Abschminkaktion veranstalten zu müssen. Das ist definitiv eines der positiven Dinge an diesem Beauty-Experiment!
Es folgt ... das Fazit!
Was das Zeitmanagement angeht, hat es sich auf jeden Fall gelohnt, denn ich konnte morgens eine Runde länger snoozen. In der Angelegenheit ungeschminkt vor die Tür zu gehen, musste ich mich zwingen und es kostete mich eine ordentliche Portion Mut! Vielleicht denkt sich die eine oder andere, was stellt sie sich bitte so an?! Andere Girls verlassen jeden Morgen ungeschminkt das Haus – na und? Ich zähle leider nicht dazu, aufgrund meiner Problemhaut ist es mir häufig unangenehm. Aber Mädels, wie z. B. das englische Model Louisa Northcote, die mit ihrer Positivity-Kampagne #freethepimple für viel Aufsehen sorgt und sich mit ihrer Akne zeigt, bestärken mich und mein Vorhaben, auch nach dieser Woche mal kein Make-up aufzutragen. Es geht nämlich nicht um Make-up und Co, sondern wie und ob man sich selbst mag. Dass man dazu steht, wer und was man ist und sich auch damit in seiner eigenen Haut wohlfühlt! Ich arbeite jeden Tag daran, mich mit, aber genauso auch ohne Make-up, gut zu fühlen.
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