Wie alles begann ...
Ich habe sehr störrisches Haar, kennst du vielleicht. Eine ungleichmäßige Naturwelle gepaart mit Tausend Wirbeln und vielen feinen Haaren im Bereich der Stirn. Jeder Friseur, der jemals mit meinem Haar zu tun hatte, versicherte mir stets: „Du hast zwar sehr feines Haar, aber dafür sehr viel davon." Vielen Dank, hilft mir leider nicht weiter. Ich suchte nach einer anderen Lösung, meine Mähne zu bändigen und ich fand sie in einem Glätteisen <3
Seit circa zehn Jahren besitze ich das alte Modell von GHD und ich liebe es abgöttisch, denn es hat mein Leben verändert und mein Haar wieder schön glatt und geschmeidig gemacht. Ich liebe es so sehr, dass es unter den drei Dingen wäre, die ich mit auf eine einsame Insel nehmen würde. Ich benutze es jeden Tag und mir graut es vor dem Moment, wenn es eines Morgens nicht mehr angeht, das Lämpchen nicht aufleuchtet und es nicht sein typisches „Ich bin jetzt startklar"-Geräusch macht.
Wie es zum Glätteisen-Detox kam
Und dann war es passiert. Nicht das, was ich immer befürchtet hatte, aber etwas mindestens genauso Schlimmes. Ich habe mein geliebtes Glätteisen liegen lassen, bei meiner Mutter, die nicht gerade um die Ecke wohnt. Das hieß dann wohl erstmal für mindestens eine Woche verzichten. Und so begann die grausamste Detoxwoche, die ich je gemacht habe. Dabei bin ich detoxerprobt – was Essen angeht – aber Glätteisen-Detox?!
Montag:
Voller Motivation und guter Gedanken, die ich mir am Vorabend eingeredet habe, bin ich heute extrafrüh aufgestanden, um mir vor der Arbeit meine Haare zu waschen. Irgendwie bekomme ich das mit dem Blowout schon hin – auch ohne mein Glätteisen! Zehn Minuten später muss ich mir leider eingestehen, dass ich gescheitert bin. Kein Wunder, das letzte Mal, dass meine Haare einem Fön klein beigaben, war beim Friseur und selbst er hatte mittelschwere Probleme, sie „schön" zu kriegen. Ergo: Mein Tag ist bereits morgens gelaufen, die Motivation hat sich mit einem lauten „Tschö!" verabschiedet, und die Welt ist so gar nicht mehr in Ordnung.
Dienstag:
Kurz nach dem Aufstehen kommt mir der Gedanke, dass alles nur ein komischer Alptraum war. Für gewöhnlich würde ich mir Hitzeschutz ins Haar sprühen, jede Menge Haaröl in die Spitzen kneten und mit meinem Glätteisen Wellen eindrehen. Doch wie ein Blitz trifft mich die Erkenntnis, dass es kein schlechter Traum war, sondern gnadenlose Realität ist. Ich rufe verzweifelt meine Mutter an: „Kannst du nicht bitte bei mir vorbeifahren und mir mein Glätteisen bringen?". Nein, kann sie nicht, terminlich nicht zu schaffen. Ich muss meine unfreiwillige 80er-Mähne in Kauf nehmen. Auf Arbeit sind alle entzückt: “Du siehst so süß aus!" Ich könnte kotzen. :(
Mittwoch:
Ich bin auf Entzug. Normalerweise würde ich mein Haar flechten oder zu einem Pferdeschwanz zusammennehmen und die vordere Haarpartie mit meinem GLÄTTEISEN formen. Denn, ich habe eine ziemlich hohe Stirn und kriege meine kleinen, dünnen Fitzelhaare mit nichts anderem so schnell und easy gebändigt, wie mit meinem geliebten Stab. Haare waschen und wieder ewig föhnen, war nicht eingeplant und würde nur erneut zur absoluten Frustration führen. Ich beschließe, es dabei zu belassen, nehme meine Haare entnervt zu einem Zopf zusammen und gehe schlecht gelaunt zur Arbeit. Nicht einmal Kaffee hilft.
Donnerstag:
Dazu gibt es nicht viel zu sagen, denn das ganze Dilemma geht heute wieder von vorn los. Es ist wie ein nie endender Teufelskreis und ich will mich nur noch im Bett verkriechen. Langsam nimmt das unfreiwillige Detoxdrama sehr ungesunde Ausmaße an. Es scheint ausweglos! Der einzige Trost kommt von meinen tollen Kollegen: „Dein Haar sieht so viel gesünder und voller aus, wirklich!" Wie süß von euch. Das leichte Zucken, das ein Lächeln werden sollte, verschwindet beim Blick in den Spiegel sofort wieder.
Freitag:
An diesen Tag kann ich mich aufgrund von depressiven Wahnzuständen leider nicht mehr erinnern.
Samstag:
Ich bin das glücklichste Mädchen der Welt. Mein Glätteisen und ich sind wieder eins. Ende gut, alles gut.
Nachsatz:
Auch wenn es sich danach angehört hat, die Umwelt und meine Familie, Freunde sowie Kollegen haben keinen Schaden genommen. Ich habe mich, so gut es ging, zusammengerissen und bin auch ein bisschen stolz, es durchgezogen zu haben – auch wenn es nicht ganz freiwillig war und ich längst rückfällig geworden bin. Aber wie heißt es doch so schön: „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.” Das bin ich jetzt, und du schaffst das auch!
P. S. Bitte nimm diesen Artikel nicht ganz so ernst, denn mir ist vollkommen bewusst, dass dieses Thema definitiv und sowas von zu den First World Problems zählt. Aber auch solche Sachen haben eine Plattform verdient 😉 Hast du auch ein Beauty-Problem und eine Geschichte dazu? Teile sie mit uns per E-Mail unter glossymagazin@glossybox.de und mit etwas Glück veröffentlichen wir sie in unserem Onlinemagazin.