Meine Locken und ich: Never-ending Love Story oder großer Krampf?
Ja, ich habe viele Locken. Ja, den Satz habe ich schon zu oft gehört, als dass ich ihn mit mehr als einem müden Lächeln honorieren kann und ja: ich habe lange am Verstand jeder Person gezweifelt, die lieber meine widerspenstigen Locken gehabt hätte als die eigene perfekt glatte Mähne. Für mich waren meine Haare schon immer einfach da, ein notwendiges Übel und keinesfalls beneidenswert. Glätten war leider nie eine Option, die vielen Stunden am Glätteisen hätten das mehr schlecht als rechte Ergebnis sicher nicht gerechtfertigt. Auch Abschneiden hat erfahrungsgemäß nie geholfen – da wurden die Locken kleiner, intensiver und noch gemeiner. Über die Auswirkungen von Luftfeuchtigkeit wollen wir gar nicht reden: Bei Regenwetter wollte ich das Haus am liebsten gar nicht verlassen oder alternativ nach Süditalien ziehen. Die logischste Konsequenz für mich war stets, alles streng wegzustecken – denn dann musste ich mich nicht weiter darum kümmern. Das wiederum brachte mehr kaputte Haargummis hervor, als eine Fabrik im Jahr herstellen kann und hat meine Beziehung zu meinen Haaren jahrelang ziemlich mitgenommen.
Ganz viel Ziepen und noch mehr Tränen
Das fing von klein auf an. Kennst du noch diese Werbung für Kindershampoo? „Kein Ziepen, keine Tränen" – dass ich nicht lache! Meine Haare zumindest haben beim Kämmen immer geziept, und auch wenn die Tränen eher dem Schmerz geschuldet waren als dem Schaum in den Augen, flossen sie bei jedem Kämmen ohne Ende. Irgendwann hat meine Mama (die glatte, feine Haare hat) resigniert – bis ich in die Schule kam, wurden die Haare immer so kurz wie möglich gehalten und mit einer Wildschweinborsten-Bürste so lange gestrietzt, bis sie aufgeladen waren und sogar halbwegs glatt am Kopf klebten. Das sieht zwar auf meinen Babyfotos noch irgendwie ganz süß aus, hat mich aber immer mehr geärgert, umso älter ich wurde. „Du bist aber ein tapferer kleiner Junge" von Fremden zu hören, war schon damals nicht gut fürs Ego und als ich mich irgendwann durchsetzte, die Haare länger als fingerbreit wachsen lassen zu dürfen, fingen die eigentlichen Probleme erst an. Wie pflegt man Locken eigentlich? Wieso bekommen sie nach jedem Kämmen das doppelte Volumen und warum muss es eigentlich so oft regnen und alles erschweren?
Feuchtigkeit, Feuchtigkeit, Feuchtigkeit!
Ich weiß gar nicht mehr, wer oder was mich irgendwann auf die Idee brachte, meine Haare einfach schon unter der Dusche zu kämmen. Wahrscheinlich tat das einfach weniger weh, zusätzlich sahen die Haare danach ganz anders aus: Plötzlich waren auf meinem Kopf einzelne, schöne Strähnen und nicht mehr eine Aneinanderreihung aus frizzigen Haaren, die immer machten, was sie wollten. Mit ungefähr fünfzehn habe ich dann entdeckt, dass Spülung allein meinen Haaren eigentlich viel besser tut, als die tägliche Kombination mit Shampoo – seitdem „wasche" ich meine Haare mit Conditioner. Das Shampoo größtenteils wegzulassen tut lockigen Texturen, die dazu neigen trockener zu sein, unheimlich gut. Hin und wieder darf es auch mal ein sanftes Lockenshampoo sein, das spendet ebenfalls Feuchtigkeit und lässt die Haare trotz Waschen nicht allzu strohig werden.
Morgens verschlafen ist keine Option
Aufstehen, durchkämmen, ready to go? Ganz klar einer meiner größeren Träume im Leben. Mein Tag beginnt mit Conditioner – täglicher Begleiter, Lebenselixier, man nenne es wie man wolle. Am liebsten teste ich mich wild durch verschiedene Marken und probiere neue Produkte aus – aber meine Favorites sind sicherheitshalber auf Vorrat immer im Schrank. Mit genügend Spülung im Haar geht es ans Kämmen, was an schlechten Tagen mehrere Minuten in Anspruch nehmen kann. Die Wildschweinborsten-Bürste meiner Mama nutze ich zum Glück schon lange nicht mehr, ein grober Kamm kann da nämlich viel mehr! Von unten nach oben kämmen, löst auch hartnäckige Knoten. Ins handtuchtrockene Haar kommt ein Klecks Leave-In-Conditioner und ein bisschen Öl. Mein Favorit ist aktuell Arganöl, zum Beispiel von Moroccanoil oder ganz klassisch: Kokosöl aus der Küche! Das gibt es in (fast) jedem Supermarkt zu kaufen und ist besonders im Sommer ein absolutes Allround-Talent. Danach noch einmal durchkämmen und noch einmal sanft trocken rubbeln – fast fertig! Besonders toll ist hier ein Mikrofaserhandtuch oder gar ein altes Baumwollshirt, das die Haarstruktur schont. Die noch feuchten Haare flechte ich dann, um sie an der Luft trocknen zu lassen – so trocknen sie schöner und sind definierter. Nach Lust und Laune gibt's dann noch ein Salzspray für Struktur, einen Ansatzbooster, wenn es doch mehr Volumen sein soll, und jederzeit noch etwas Extraöl oder Leave-In-Conditioner in den Spitzen.
Wild at Heart!
An manchen Tagen fallen meine Haare genau so, wie ich mir das wünsche – und an manchen einfach nicht. Und weißt du was? Das ist vollkommen in Ordnung so, denn auch wenn ich auch heute noch manchmal verzweifle (und den Umzug in ein weniger regnerisches Land durchaus in Erwägung ziehe), liebe ich meine Haare genau so, wie sie sind. Widerspenstig, wild, ein bisschen zu trocken und alles andere als perfekt – und trotzdem absolut richtig so. Das Gras ist auf der anderen Seite immer grüner. Natürlich hätte ich hin und wieder gern Blake Lively's wallende Mähne oder würde mich gerne mal an einen Pixie Cut trauen, aber irgendwie wäre das dann auch nicht mehr ich, oder?
Was sagst du dazu? Hast du auch Locken oder etwas anderes an dir, was dich auf Dauer ganz schön nervt – ohne dass du aber auf keinen Fall du wärst? Wie pflegst du deine Mähne und ohne welche Produkte kannst du nicht leben, die ich ausprobieren sollte? Verrate es mir in den Kommentaren!